Mitarbeiterbindung: Die Kür im Kampf um die Talente

Deutschland geht es gut. Deutschland wächst. Der Arbeitsmarkt bricht im eigenen historischen Maßstab, aber auch im europäischen und internationalen Vergleich durchaus Rekorde – trotz (oder vielleicht sogar wegen?) der Zuwanderung.

Das heißt doch nichts anderes, als dass die Unternehmen um die besten Mitarbeiter buhlen müssen. Vor diesem Hintergrund hat mich die Meldung zu einer Umfrage von ManpowerGroup doch sehr gewundert: Dort hieß es, „dass jeder zweite Deutsche seinen Job wechseln will.“ Genau genommen sind es zwar „nur“ 46 Prozent, aber diese Präzisierung macht den Befund nicht wirklich besser. Was läuft hier schief?

Oft gehen die Besten

Aber es kommt noch schlimmer: Könnte es sein, dass unter diesen 46 Prozent gerade die besten Mitarbeiter zu finden sind, wie eine aktuelle Kolumne nahelegt?

Das erscheint mir sehr plausibel, denn die Studie von ManpowerGroup zeigt zudem, dass die Mitarbeiter am zufriedensten und am wenigsten wechselwillig sind, wenn das Gehalt, die Anerkennung und das Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben, also neudeutsch die Work-Life-Balance, stimmen.

Aber wann und wie oder in welcher Höhe „stimmen“ diese Dinge denn? Diese Fragen lassen sich vielleicht gar nicht allgemein, sondern nur individuell beantworten. In jedem Fall aber braucht es dafür Analysen. Ein Beispiel hierfür wäre die zitierte Umfrage.

Dazu wurden ganz klassisch 1.018 Bundesbürger im März, wahrscheinlich per Telefon, befragt. Das ist sehr aufwendig und vielleicht auch deshalb finden Mitarbeiterbefragungen in den Unternehmen eher selten statt. Dabei wären sie so notwendig, um herauszufinden, was die Kolleginnen und Kollegen wirklich bewegt.

Jedes Unternehmen ist ein soziales Ereignis, erfordert ein echtes Miteinander. Nur wenn die sozialen und individuellen Bedürfnisse am Arbeitsort befriedigt werden, sind alle motiviert und ziehen gemeinsam an einem Strang.

Motivieren statt kontrollieren

Es dürfte unzweifelhaft sein, dass die Motivierung und Bindung der Mitarbeiter nicht morgen, sondern spätestens ab sofort wesentlich für den weiteren Unternehmenserfolg sein wird.

Darüber hinaus aber bin ich der Meinung, dass die Digitalisierung auch bei der Ermittlung der Mitarbeiterbedürfnisse eine wichtige Rolle spielen kann und wahrscheinlich sogar muss.

Die Analyse der vorhandenen Informationen zu Mitarbeitern und zu deren Werdegang ist der Weg, die besten Förder- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu ermitteln.

Die Betonung liegt auf Förderung und Weiterentwicklung. Um Kontrolle darf es dabei nicht gehen, nicht nur weil es die Motivation untergräbt, sondern auch weil es zu recht aus Datenschutzgründen verboten ist.

Das Positive zu fördern und zu heben, darauf kommt es an. Und daran sollten sich die Manager messen lassen, nicht daran, wie viel Kontrolle sie ausüben.

Die Notwendigkeit, sich selbst am Erfolg der Kollegen messen zu lassen, wurde mir anhand des Beispiels einer Universität klar, die ihre Prozesse digitalisiert hat und diese Transformation insbesondere dazu nutzt, mehr Studenten als bisher zum Studienerfolg zu führen. Die Analyse der Daten erlaubt sogar, konkrete Vorschläge zur individuellen Förderung abzuleiten.

Zu diesem Zweck kombiniert die Universität die Analysefähigkeiten von SAP HANA mit den Möglichkeiten zum Informationsmanagement von OpenText.

Damit konnte die Universität nicht nur ihre Prozesse digitalisieren und damit das Lehrpersonal von administrativen Aufgaben entlasten, sondern eben auch – und das ist aus meiner Sicht das Entscheidende – die Erfolgsrate der eigenen Studenten erhöhen.

Weiterbildungsmöglichkeiten sind laut der Studie von ManpowerGroup eine wesentliche Form der Anerkennung für die Leistung der Mitarbeiter. Sie steigern deren Motivation und Bindung an das Unternehmen.

Wäre es nicht wunderbar, wenn Personalmanager auf Basis individueller Analysen den Karriereweg ihrer Kollegen optimal begleiten und fördern könnten?

Informationsmanagement und Digitalisierung können helfen

Bildung, auch und gerade die berufliche, ist eine Stärke der deutschen Wirtschaft. Gut ausgebildete und weitergebildete Mitarbeiter übernehmen gerne Verantwortung, nutzen ihren Gestaltungsspielraum und finden kreative Lösungen.

Mit solchen Mitarbeitern sparen Unternehmen einen immensen Kontrollaufwand. Kein Wunder, dass deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich mit weit weniger Managern auskommen und viel flachere Hierarchien aufweisen als in anderen Ländern.

Ich finde, das ist ein bemerkenswertes Ergebnis einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

Mit einem umfassenden Informationsmanagement inklusive geeigneten Analytics-Lösungen lässt sich der Wert zufriedener und motivierter Mitarbeiter weiter steigern.

Angesichts der Tatsache, dass fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland nicht zu dieser Gruppe gehört, ist das damit verbundene Nutzenpotenzial aus Unternehmenssicht geradezu gewaltig.

Roger Illing

Roger Illing ist seit Juli 2014 Vice President Enterprise Sales EMEA der OpenText. In dieser Funktion verantwortet er den Vertrieb der strategischen Enterprise Business Unit in Europa. Neben der Gewinnung von Neukunden legt Roger Illing einen besonderen Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die Unterstützung von Bestandskunden bei der Transformation ihrer Geschäftsprozesse und -modelle hin zu vollständig digitalisierten Wertschöpfungsketten.

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