Digitale Infrastruktur, standardmäßig flexibel: Government-as-a-Platform
Flexibler, schneller, effektiver. Die digitale Transformation macht auch vor Behörden und Ämtern nicht halt. Digitale Services sollen künftig als „eGovernment“ das Leben der Bürger vereinfachen. Leitlinie dafür ist der eGovernment-Aktionsplan der EU. Dessen Umsetzung in den Mitgliedsstaaten wird jährlich durch den Europe´s Digital Progress Report (Englisch) überprüft. Deutschland schneidet dabei vergleichsweise schlecht ab. Nur 19 Prozent digitale Interaktion zwischen Behörden und Bürgern – das reicht im eGovernment-Ranking gerade für Platz 20.
Weiterentwickelt ist die digitale Transformation der Behörden in Österreich. In der Alpenrepublik sind 98 Prozent der am häufigsten genutzten behördlichen Dienste online verfügbar. Das ergibt EU-weit den fünften Platz im Bereich eGovernment.
Die Schweiz hingegen setzt auch bei der Digitalisierung ihrer Ämter auf Bürgerbeteiligung. Sie hat eine großangelegte eGovernment-Studienreihe gestartet. So sollen die Anforderungen von Bürgern und Unternehmen an digitale Behörden erkannt und bei der Umsetzung berücksichtigt werden. Die elektronische Behörde ist weltweit ein Thema. Und sie stellt die Flexibilität vorhandener IT-Systeme vor eine große Herausforderung.
Leistungsfähige Infrastruktur als Basis der digitalen Transformation
Die Amtsübergabe des US-Präsidenten richtet das Augenmerk wieder einmal auf die Flexibilität behördlicher IT-Systeme. Als Richtwert für die Abwicklung einer Amtsübergabe gelten innerhalb der US-Bundes- und Landesregierungen etwa 60 Tage für höhere und 30 Tage für niedrigere Ämter. Diese Erwartungen setzen veraltete und möglicherweise überforderte Behörden-IT-Systeme unter Druck.
Das Government-as-a-Platform-Konzept (Englisch) der britischen Regierung könnte anderen Organisationen der öffentlichen Hand als Modell für mehr Flexibilität in der IT-Infrastruktur dienen. Es schafft es eine solide Basis für die fortschreitende digitale Transformation.
Sind große IT-Projekte per se fehleranfällig?
Ganz ehrlich: Wenn es um IT-Projekte geht, hat keine der Behörde der Welt eine weiße Weste. Es gibt genügend Beispiele aufsehenerregender IT-Fehlschläge (Englisch). Bob Charette, Redakteur bei IEEE Spectrum, nennt dafür einen (nicht ganz ernstgemeinten) Grund (Englisch): „Solche Systeme sind meist von der Politik beauftragt. Das heißt, jemand in einem Amt oder Ministerium gibt ein System, einen Zeitrahmen und ein Budget vor. Und dieser jemand hat keine Ahnung davon.“
Das betrifft aber nicht nur den öffentlichen Bereich. Die Geschichte großer IT-Projekte kennt viele Fälle, in denen die Kosten explodierten oder die nicht den erwarteten Nutzen brachten. Schrittweises, aufeinander aufbauendes Vorgehen hat immer größere Erfolgschancen als eine radikale Umstellung. Dies gilt besonders für die digitale Transformation. Und genau aus diesem Grund haben Ansätze wie „Government-as-a-Platform“ ein derart großes Potenzial.
Baukasten-Prinzip als flexible Lösung
Das Konzept von Government-as-a-Platform ist einfach: Die Basis bildet eine technische Infrastruktur aus gemeinsamen, wiederverwendbaren Bausteinen (Systeme, Dienste, Prozesse, Analytics etc.). Diese können alle Regierungsebenen zum Aufbau von Systemen, zur Zusammenarbeit und gemeinsamen Datennutzung übernehmen. Kit Collingwood-Richardson, stellvertretender Leiter im britischen Ministerium für Arbeit und Renten, dazu: „Wie müssen die organisatorischen Grenzen zwischen den Ministerien auflösen. Wir dürfen nicht mehr auf die Zuständigkeit dieses oder jenes Ministeriums verweisen. Stattdessen müssen wir dem Bürger einen gemeinsamen Service als Ergebnis der Zusammenarbeit aller Ministerien bieten.“ (Englisch)
Die britischen Behörden sind überzeugt, durch Effizienzsteigerungen mit Government-as-a-Platform in 2017 und 2018 zehn Milliarden Pfund einzusparen (Englisch). Government-as-a-Platform lässt sich als Reaktion auf den eGovernment-Aktionsplan 2016-2020 der EU betrachten. Wichtige Grundsätze darin: „standardmäßig digital“, das „Prinzip der einmaligen Eingabe“ und die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung. Dazu sollen sogenannte „zentrale digitale Grundlagentechnologien“ wie elektronische Identifikation (eID), elektronische Dokumente (eDocuments) und verlässliche Datenquellen genutzt werden.
Wichtige Investitionen in eine digitale Zukunft
Der größte Vorteil meiner Ansicht nach: der öffentliche Sektor ist gezwungen, Zeit und Geld in die Transformation ihrer Middleware- und Backoffice-System zu stecken. Und zwar genauso viel oder mehr, wie in ihre digitalen Multichannel-Services. Das ist aus gutem Grund wichtig.
Eine aktuelle Studie zum Status von eGovernment in Europa zeigt, dass 81 Prozent der öffentlichen Dienstleistungen mittlerweile online verfügbar sind. Betrachtet man allerdings nur die vollautomatisierten Dienstleistungen, fällt dieser Wert auf drei Prozent. Die Behörden haben bereits große Schritte in Richtung eines digitalen Dienstleistungsangebots unternommen. Trotzdem waren die befragten Nutzer der Systeme unzufrieden in puncto Schnelligkeit und Nutzerfreundlichkeit. Im Endeffekt sind die digitalen Kanäle zwar vorhanden, die Services selbst müssen aber noch entsprechend umgestaltet werden.
Flexible Systeme im Vorteil
Hier überzeugt das Government-as-a-Platform-Konzept. Es ermöglicht, Systembausteine und Daten nur einmal zu erstellen und dann behördenübergreifend zu nutzen. Alle Behörden erhalten so dieselbe einheitliche Sicht auf einen Bürger. Das ermöglicht eine weitaus kosteneffizientere und effektivere Erbringung von Dienstleistungen.
Es schafft die erforderliche Flexibilität, um neue Systeme innerhalb der von politischen Aufträgen gesetzten Fristen zu gestalten. Zusätzlich bietet es eine Basis für Innovation und eine neue, vernetzte Herangehensweise bei der Bereitstellung erforderlicher neuer Services. Die Bürger können darauf vertrauen, dass alle Interaktionen mit Behörden – egal welcher Art – auf korrekten und zutreffenden Informationen beruhen.
EIM unterstützt die digitale Transformation des öffentlichen Sektors
Prinzipiell beschreibt Government-as-a-Platform eine umfassende Enterprise Information Management (EIM) Infrastruktur. Diese beruht auf der Möglichkeit, strukturierte und unstrukturierte Daten zu verknüpfen. Und sie erlaubt die Zusammenarbeit unter Verwendung sämtlicher Inhalte und Informationen innerhalb der Organisation.
Zudem gestattet die zentrale Steuerung den Einsatz von Analytics. Damit lassen sich die für die Bereitstellung neuer Services notwendigen Einblicke in die Daten gewinnen. Big Data landet interessanterweise auf Platz drei (Englisch) der 50 weltweit führenden Veränderungstreiber im öffentlichen Sektor. Das ermittelte kürzlich die Association of Chartered Certified Accountants (ACCA).
Schrittweise zum Erfolg
Gut zu wissen: Staatliche Organisationen, die sich für die EIM-Plattform eines Serviceanbieters wie OpenText entscheiden, können ihre digitale Transformation schrittweise angehen. Vorhandene Altsysteme müssen nicht sofort abgeschaltet werden. Sie lassen sich in das zentrale EIM-System integrieren. Damit profitieren Sie umgehend von den Vorteilen der digitalen Transformation. Und die Ablöse der für moderne, digitale Services ungeeigneten Systeme können Sie langfristiger vorbereiten.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie in diesem Blog-Artikel.
Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt.