Industrie 4.0: Willkommen im Goldenen Zeitalter der Innovation

Die Industrie 4.0: Unsere Arbeitswelt verändert sich. Der Einsatz digitaler Technologien lässt kaum einen Aufgabenbereich unberührt. Viele einfache manuelle Tätigkeiten werden in Zukunft sogar gänzlich von Robotern übernommen. Die Angst vor der massenweisen Vernichtung von Arbeitsplätzen ist jedoch unbegründet, wie eine aktuelle Studie aus Österreich zeigt.

Demnach gingen durch die Digitalisierung nur neun Prozent der Arbeitsplätze verloren, dafür würden jedoch neue Berufsfelder und Jobs geschaffen.

Das klingt zwar positiv, „doch trotz Internet und Industrie 4.0 arbeiten moderne Volkswirtschaften kaum effizienter als früher“. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Neben fehlenden Investitionen in die Produktivität mangelt es an Ausbildung und echten Innovationen.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: innovative Einzelpersonen und Unternehmen sehen einer glänzenden Zukunft entgegen.

Technologie treibt Entwicklungen voran

Einige frühe Innovationen der vierten industriellen Revolution (Industrie 4.0) lassen sich bereits in Anwendungen für Konsumenten und Privatpersonen erkennen – beispielsweise bei Computerspielen, Unterhaltung oder beim Shopping. Noch wirkt sich der Großteil dieser Innovationen – etwa im Bereich Software, künstliche Intelligenz (KI), Medizin, Robotik und Transportwesen – nicht auf die Gesellschaft oder die Produktivität aus. Aber wenn es soweit ist, werden die Folgen faszinierend und gewaltig sein.

Technologie wird sämtliche Industriezweige in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren transformieren. Die Transformationen betreffen uns persönlich, als Gesellschaft, als Unternehmen und als Regierungen. Sie verändern wie wir leben, arbeiten, Frieden halten und Kriege führen.

Das Goldene Zeitalter der Innovation hat begonnen

In meinem aktuellen Buch „The Golden Age of Innovation“ (Das Goldene Zeitalter der Innovation, Englisch) befasse ich mich mit den Auswirkungen der technologiegetriebenen Revolution. Ich analysiere die Möglichkeiten, die sie eröffnet, und die Risiken, mit denen wir in ihrem Verlauf zu kämpfen haben. Meine neue Blog-Serie basiert auf diesem Buch. Ich lade Sie ein: Begleiten Sie mich auf der Reise ins Goldene Zeitalter der Innovation.

In der neuen Serie setze ich meine Forschungen zur digitalen Transformation fort. Mein Themenschwerpunkt: die drastischen Auswirkungen der vierten industriellen Revolution – von der Disintermediation über Geschäftsmodelle auf Abonnement-Basis und Automatisierung bis hin zum „digitalen Ich“. Bereit? Dann folgen Sie mir!

An der Schwelle zur vierten industriellen Revolution

In den letzten zehn Jahren betrug die Wertschöpfung der 20 wichtigsten Technologie-Unternehmen in den USA über eine Billion US-Dollar (Englisch). 2016 stiegen die US-amerikanischen Risikokapitalinvestitionen auf über 60 Milliarden US-Dollar (Englisch). Software trägt heute mehr als eine Billion US-Dollar (Englisch) des US-amerikanischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) zur Weltwirtschaft bei. Allein in Nordamerika gibt es 4,5 Millionen hauptberufliche Software-Entwickler (Englisch) – mehr als jemals zuvor.

Innovation sorgt für Fortschritt. Innovationen im Bereich Soft- und Hardware machen fast 15 Prozent aller Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten aus, Arzneimittel knapp zehn Prozent (Englisch). 2015 wurden beim US-Patentamt über 600.000 Anträge (Englisch) eingereicht – ein Rekordhoch. Vermittlungsplattformen stellen heute die Hälfte der weltweit bekanntesten Marken.

In diesem Goldenen Zeitalter der Innovation müssen wir alle Software-Unternehmen sein. Die Fähigkeit, Innovationen in großem Maßstab zu skalieren, muss Ländergrenzen und kulturelle Unterschiede überwinden und Menschen vereinen. In vielen Kulturen ist die Innovationsfähigkeit jedoch kaum ausgeprägt. Meiner Erfahrung nach besteht Innovation aus drei entscheidenden Faktoren: qualifiziertem Personal, Kapital und Unternehmergeist.

Industrie 4.0 beschreibt ein Zeitalter geprägt durch digitale Innovation, exponentielles Denken und unbegrenztes Potenzial. Es handelt sich um eine Revolution, die an Ausmaß, Größe, Geschwindigkeit und Komplexität in der Geschichte der Menschheit einmalig ist.

Industrie 4.0: Ein Wandel ist notwendig

Wie aber lässt sich diese Transformation allgemeingültig messen? An der Ertragslage, dem friedlichen Zusammenleben, der Lebensqualität oder an einer neuen Form eines bewussten Kapitalismus? Der Better Life Index (Englisch) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) listet Norwegen, Australien, Dänemark, die Schweiz, Kanada, Schweden, Neuseeland, Finnland, die USA und Island als die zehn Länder mit der höchsten Lebensqualität.

Die Punkte Gemeinschaft, gesellschaftliches Engagement und Work-Life-Balance verhindern, dass die USA einen Platz unter den ersten drei der genannten Länder einnimmt. Ich bin sicher niemand, der Vorträge über Work-Life-Balance hält. Demokratie ist allerdings nicht immer einfach, und das große Experiment Amerika hat viel in eine Regierung investiert, die die Menschen integriert, mitnimmt und beteiligt. Dennoch gehen nur 50 Prozent der wahlberechtigten Amerikaner zur Wahl (Englisch) oder engagieren sich für die Gesellschaft. Ein Armutszeugnis. Was die Gemeinschaft betrifft: Obwohl es in den letzten 100 Jahren Fortschritte gab, leben immer noch fast 15 Prozent der Amerikaner unter der Armutsgrenze (Englisch), ein völlig inakzeptabler Zustand.

Das Wunder der Anpassungsfähigkeit

Mein Großvater wurde geboren, bevor Flugzeuge, Autos, Fernsehgeräte, Telefone und Elektrizität zum Alltag gehörten. Er wurde 98 Jahre alt (60 davon rauchte er und frühstückte täglich Eier mit Speck) und arbeitete bis zu seinem Tode jeden Tag auf seiner Farm. Amerika verließ er nur ein einziges Mal, als er im zweiten Weltkrieg über den Atlantik nach Frankreich schipperte, um sich den alliierten Streitkräften anzuschließen. Mein Großvater hatte viele bewundernswerte Eigenschaften. Ich möchte hier seinen unglaublichen Anpassungsgeist hervorheben. Vom Pferd zum Flugzeug, von Walfischöl zur Elektrizität, von Feldwegen zum landesweiten Verkehrsnetz – er zeigte sich jeder Veränderung gewachsen. Auch den technologischen Umwälzungen des Computerzeitalters: er erlebte sowohl die Entwicklung des ersten PCs wie den Studienabschluss seines Enkels in Computerwissenschaften.

Wir befinden uns im Goldenen Zeitalter der Innovation: dem Beginn der vierten industriellen Revolution und unserer persönlichen Verantwortung für die Gestaltung einer besseren Zukunft.

Als Software-Ingenieur ist mir noch kein besserer Zeitpunkt untergekommen, um mit Hilfe von Technologie positiv auf die Gesellschaft und Menschheit einzuwirken.

Im nächsten Artikel dieser Serie befasse ich mich mit den vier industriellen Revolutionen, den jeweiligen Innovationen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

Zum Weiterlesen können Sie „The Golden Age of Innovation“ hier (Englisch) herunterladen.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt.

Mark Barrenechea

Mark J. Barrenechea, Chief Executive Officer und Chief Technology Officer von OpenText, ist ein anerkannter und branchenerfahrener Vordenker im Bereich Informationstechnologien. Er hat das erklärte Ziel, Organisationen bei ihrer Transformation zum digitalen Unternehmen zu unterstützen.

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