Wie B2B-Integration die Widerstandsfähigkeit Ihrer Lieferkette erhöht

Unternehmen, die globale Lieferketten unterhalten, sehen sich ständig mit Herausforderungen konfrontiert. Auf der Enterprise World 2016 habe ich mich in einem meiner Vorträge mit dem Management von Störfällen beschäftigt und aufgezeigt, wie die Integration von B2B-Services die Widerstandsfähigkeit moderner Supply Chains stärken kann.

Schauen wir uns kurz an, warum die Bewältigung von Störfällen über die gesamte Lieferkette hinweg heute zu den Topprioritäten von Unternehmen rund um den Globus gehört.

Integration von B2B-Services

Im Jahre 2011 waren die globalen Lieferketten von zwei großen Naturkatastrophen betroffen – dem Erdbeben in Japan und den Überschwemmungen in Thailand. Die Ereignisse setzten eine Reihe von Initiativen in Gang. Das Ziel: die Supply Chains in der ganzen Welt zu stärken. Dazu gehörten sowohl operative Verbesserungen wie die des Informations-Managements.

Die Unterbrechung von Versorgungsketten hat in den letzten fünf Jahren für Unruhe in Unternehmen gesorgt

Auch die Aufsichtsbehörden beschäftigen sich intensiver mit der Thematik und untersuchen, wie Unternehmen eine Katastrophe bewältigen und welche Pläne sie entwickeln, um künftige Unterbrechungen ihrer Lieferketten in Grenzen zu halten.

Vor zehn Jahren konzentrierten sich Unternehmen auf die Wiederherstellung nach einem Notfall. Heute wollen sie wissen, wie sie ihr Geschäft auch während einer Störung weiterbetreiben können. Dieser Prozess wird als Business Continuity Management (BCM) bezeichnet und ist in den letzten Jahren immer stärker nachgefragt – besonders, wenn es um die mit der Lieferkette verbundenen Tätigkeiten geht.

Unternehmen, die BCM integriert haben, können sich vom jedem Störfall erholen – und das gilt zunehmend als Differenzierungsmerkmal zum Wettbewerb

Eine Person, die diese Rolle im Unternehmen ausübt, wird auch als ‘Master of Disaster’ bezeichnet – ein einziger Ansprechpartner im Unternehmen, an den sich die Mitarbeiter während einer Krise wenden können und der dafür verantwortlich ist, die durch den Notfall betroffenen Geschäftsprozesse zu managen.

Integration von B2B-Services

Um ihr Business Continuity Management zu optimieren, haben insbesondere Hersteller eine Reihe von Verbesserungen für den Betrieb ihrer globalen Lieferketten eingeführt. Dazu gehören beispielsweise der Bau von nahegelegenen Produktionsstätten, die Verlegung ihrer Produktion in neue Märkte, die nicht von Naturkatastrophen betroffen sind, doppelte Beschaffungsstrategien und ‚globale Fertigungsbereiche‘, die schnell aktiviert werden können, wenn ein Standort ausfällt. Mehr Informationen zu diesen operativen Initiativen finden Sie in diesem Blog-Post.

Unternehmen haben ihre ICT-Umgebungen unter B2B- und Information-Management-Gesichtspunkten umstrukturiert, um diese widerstandsfähiger für künftige Unterbrechungen der Lieferkette zu machen

Bei OpenText beobachten wir seit 2011, dass Kunden in Japan weg von einheimischen Software-basierten B2B-Umgebungen, die in Datencentern in Japan gehostet werden, hin zu Cloud-basierten Lösungen streben, die in Datencentern rund um die Welt gesichert werden. So haben zum Beispiel einige japanische Consumer-Electronics-Hersteller ihre B2B-Vorgänge in die Cloud verlegt und etliche B2B-Netzwerke zudem auf der OpenText™ B2B Managed Services Plattform konsolidiert.

Unternehmen haben sich neben dem Umzug in die Cloud natürlich auch ihre Prozesse für Backups und die Wiederherstellung von Daten vorgenommen. Sie haben ihre Lieferantenkontakte und Kollaborationsprozesse optimiert. Und sie haben nach Wegen gesucht, um die End-to-End-Lieferkette transparenter zu machen. Die Unternehmen haben sich grundsätzlich auf drei Kernbereiche konzentriert, um das Informations-Management zu optimieren – speziell hinsichtlich einer höheren Flexibilität ihrer B2B-Infrastruktur, mehr Transparenz und einer besseren Zusammenarbeit.

Integration von B2B-Services

Allen Anstrengungen vieler japanischer Hersteller zum Trotz, erlitten die globalen Lieferketten am 16. April 2016 bei einem neuerlichen Erdbeben im Süden des Landes (7,3 auf der Richterskala) wieder einen herben Schlag. Nissan, Toyota, Honda, Bridgestone, Sony und Renesas mussten ihre Anlagen stilllegen, um die Schäden zu ermitteln. Zudem hatte das Erdbeben zwei Werke von Aisi Seiki beschädigt, einem Zulieferer von etlichem Karosseriekomponenten und Druckgussmotorenteilen für Nissan.

Auch im entfernteren Umfeld traten Probleme auf. Aufgrund der eingeschränkten Lieferung von Einzelteilen aus Japan musste das Nissan-Werk in Großbritannien die Produktion tagelang aussetzen. In Nordamerika standen Anlagen von GM nach dem Erdbeben zwei Wochen lang still. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie sich ein Erdbeben auf Fertigungsbetriebe auswirken kann und wie sich ein Störfall durch gesamte Infrastruktur der globalen Lieferkette zieht.

Es zeigt außerdem, dass sich die Managementverfahren zur Stabilisierung einer Lieferkette im Notfall – trotz aller bisherigen großen Anstrengungen – noch weiter verbessern lassen

OpenText bietet eine breite Palette an Lösungen für Enterprise Information Management (EIM). Auf Basis dieser Technologie wurde aktuell auch ein Election Tracker entwickelt, der die öffentliche Stimmung während der Präsidentschaftswahlen 2016 analysiert. Ich wollte wissen, ob unsere Technologie auch dafür eingesetzt werden kann, das Supply-Chain-Management im Krisenfall zu verbessern.

Im Weiteren geht es nun um das Szenario und die Lösung – eine Disruption Management Solution (DMS). Die DMS bietet eine hochvisuelle und intuitive Methode, die es ermöglicht, größere Unterbrechungen in der Lieferkette zu überprüfen, betroffene Zulieferer zu identifizieren und im Fall des Falles Alternativlieferanten zu beauftragen. Der nachfolgende Ansatz ist noch rein konzeptionell, aber die zugrunde liegende Technologie des Zugriffs auf Informationen und ihrer Darstellung ist bereits Teil des heutigen OpenText EIM-Portfolios.

Die DSM-Dashboard-Homepage auf dem ersten Screenshot besteht aus zwei Bereichen: ein Fenster auf der linken Seite mit einem direkten News-Feed aus anerkannten und vertrauenswürdigen Quellen hebt drei Störfalltypen hervor: Erdbeben, Tsunamis und soziale Unruhen.

OpenText™ InfoFusion wird eingesetzt, um nach Webseiten zu suchen, die sich auf Naturkatastrophen beziehen (News-Feeds und Regierungsbehörden). Diese Informationen werden aggregiert und in einem entsprechenden Tab zur näheren Prüfung angezeigt. Das Fenster auf der rechten Seite beinhaltet ein Karten-Plug-In. Die diversen Informationen zu den Supply-Chain-Abläufen eines Herstellers können darübergelegt werden.

Integration von B2B-Services
Screen 1: Auswirkungen eines Erdbebens auf globale Anlagenstandorte

 

Die DMS hat, verbunden über das InfoFusion-Panel auf der linken Seite, ein starkes 6,9-Beben entdeckt. Der Längen- und Breitengrad des Bebens wird mit den globalen Anlagenstandorten abgeglichen. Die Standorte werden mit einer geographischen Markierung versehen und mit roten Pins hervorgehoben, die über die Karte eingeblendet werden. In nächster Nähe des Erdbebens befindet sich die Anlage im thailändischen Bangkok. Wenn wir auf das weiße „Thailand“-Feld auf der Karte klicken, öffnet sich der zweite Screen (siehe unten).

Dieser Teil der DMS zeigt eine nähere Ansicht des betroffenen Standorts – in unserem Fall Bangkok. InfoFusion füllt die beiden Fenster links unten mit der Identifizierung des Standorts sowie Art und Umfang des Störfalls. Das Panel oben rechts informiert über den Zustand der lokalen Transportinfrastruktur, speziell der Flughäfen, Straßen, Schienennetze und Seehäfen. Mit Hilfe von InfoFusion würden relevante Informationsdienste von Behörden durchkämmt, um den Zustand der oben genannten Transportinfrastrukturen zu ermitteln. InfoFusion kann diese Informationen durch die Beobachtung relevanter News-Feeds oder Social-Media-Seiten wie Twitter mit weiteren Daten unterfüttern.

Ist der Zustand aller Transportnetze einmal ermittelt, wird er über die OpenText™ Big Data Analytics (BDA) Lösung grafisch dargestellt

Im nächsten Schritt würde InfoFusion diese News-Quellen nach einer voreingestellten Frequenz zusammenfassen, und das auf Analytics basierende Grafik-Panel würde dementsprechend aktualisiert. Auf ähnliche Weise durchforstet InfoFusion auch die Newsquellen von Logistik-Drittanbietern (3PL) und ihre Websites nach ihrer Einsatzfähigkeit. Ein einfaches Ampelsystem zeigt den Zustand ihrer logistischen Infrastruktur an. In diesem Beispiel wäre UPS der einzige nicht betroffene 3PL-Provider.

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Screen 2: Identifizierung betroffener Zulieferer

 

Die Karte zoomt automatisch in die betroffene Region. Die Kontaktdaten von allen Lieferanten werden in OpenText™ Active Community vorgehalten, darunter die Adressen von Büros oder Anlagen. Diese Kontaktinformationen können in einer vorgegebenen Frequenz über eine API-Schnittstelle als XML-Datei aus Active Community exportiert werden. Um sicherzustellen, dass alle kürzlich hinzugekommenen Handelspartner erfasst sind, erfolgt dieser Export mindestens einmal am Tag.

Ein einstellbarer Scroll-Balken unter der Karte zeigt dem Anwender, welche Lieferanten in der beeinträchtigten Zone möglicherweise betroffen sind. Mit dem Scroll-Balken lassen sich unterschiedliche Distanzen zum Epizentrum des Bebens einstellen – in unserem Fall ein Erdbeben der Stärke 6,9. Der gewählte 25-Meilen-Radius (ca. 40 KM) um das Beben wird mit den Anlagenstandorten, die aus der Active Community exportiert wurden, abgeglichen. Ein Match wird geographisch markiert und als roter Pin über die Karte gelegt.

In unserem Beispiel handelt es sich um sieben betroffene Lieferanten. Nun können wir einen davon auswählen und uns genauer anschauen, in welcher Weise welche Lieferungen wahrscheinlich beeinträchtigt sind. Der Nutzer klickt dafür auf den roten „Betroffene Lieferungen“-Button, dann öffnet sich der dritten Screen.

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Screen 3: Identifizierung alternativer Lieferanten

 

Die betroffenen Aufträge des über Screen 2 ausgewählten Lieferanten werden unterhalb der Karte aufgelistet. Die dazugehörigen Informationen werden aus OpenText™ Active Orders gezogen. Sieben Aufträge sind gefährdet und müssen gesichert werden – zum Beispiel durch das Hinzuziehen alternativer Lieferanten, die schnell gefunden werden müssen. Der Nutzer wählt eine Order aus der Liste und klickt dann auf den „Alternative Lieferanten“-Button. Hier sind fünf Alternativen auflistet (und werden zudem mit geografisch markierten grünen Pins auf der Karte angezeigt).

Nun kann der Anwender die Aufstellung der Ersatzlieferanten für die Anlage in Bangkok prüfen und den bestgeeigneten Kandidaten nach seinen Präferenzen – zum Beispiel besondere Schnelligkeit – auswählen.

Was dieses Executive Dashboard leisten kann:

  • Frühwarnung bei möglichen Versorgungsengpässen in der Lieferkette
  • Schnellere Erkenntnisse zu potenziellen Auswirkungen einer Unterbrechung der Lieferkette auf interne wie externe Supply-Chain-Abläufe, zum Beispiel zum Zustand von Logistiknetzen.
  • Schnellere Entscheidungsprozesse und Ausführung von Notfallplänen – Alternativlieferanten schneller identifizieren, Anlagenausfallzeiten verkürzen
  • Grundsätzlicher Ansatz, um Störfälle in der Lieferkette zu minimieren und Produktionsausfallzeiten zu verhindern

In diesem Blog-Beitrag ging es um das generelle Konzept von DMS. Unter B2B-Integration erfahren Sie mehr darüber, was die Integration von B2B-Services in puncto Flexibilität, Visualisierung und Zusammenarbeit leisten kann.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt.

Mark Morley

Mark ist Direktor Strategisches Produkt-Marketing für OpenText Business Network. Er leitet das Produkt-Marketing für B2B Managed Services und sorgt dafür, dass regionale wie branchenspezifische Entwicklungen in die Gesamtproduktstrategie einfließen. Mark beschäftigt sich zudem mit neuen, umwälzenden Technologien und deren Auswirkungen auf zukünftige Lieferketten. Er hat mehr als 23 Jahre Branchenerfahrung im Bereich spezialisierte Fertigung.

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