Zehn Dinge, die die Welt bewegen: 150 Jahre alt werden

Die demographische Entwicklung ist eines der wichtigsten Themen der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Die Ursachen sind bekannt: Ein deutlicher Rückgang der Geburtenraten gepaart mit einem Anstieg der Lebenserwartung. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland steigt seit 1950 kontinuierlich an, wie eine Statistik auf Statista, eines der weltweit führenden Statistik-Portale, zeigt. Der demographische Wandel bringt Veränderungen mit sich und einige der Auswirkungen spüren wir bereits: das Renteneintrittsalter hat sich erhöht. Aber was sonst könnte dies noch für uns bedeuten?

Die durchschnittliche Lebenserwartung

Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat sich unsere Lebenserwartung von 30 Jahren (in prähistorischer Zeit) auf 35 Jahre (in der griechischen und römischen Antike) auf 48 Jahre (im Mittelalter) erhöht. Bessere Lebensbedingungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts ließen die durchschnittliche Lebenserwartung auf 70 Jahre ansteigen. Und heute kann der durchschnittliche Nordamerikaner sogar erwarten, dass er 80 Jahre alt wird. Dies gilt auch für den Durchschnittsdeutschen.

Wenn die Langlebigkeit mit dieser Rate zunimmt, wird die durchschnittliche Lebenserwartung bis 2050 vermutlich 88 Jahre betragen. Irgendwann im nächsten Jahrhundert könnte sie 150 erreichen.

Durch digitale Technologien getriebene Innovationen werden der Menschheit das Geschenk der Langlebigkeit geben.

Auch Künstliche Intelligenz (KI) kann die Lebenserwartung verbessern

Auf globaler Ebene nutzen Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits große Datenmengen und prädiktive Analysen. So können sie Krankheitsausbrüche und Naturkatastrophen besser überwachen, aufkommende Epidemien bekämpfen oder sich auf Naturkatastrophen vorbereiten.

Auch auf lokaler Ebene können Ärzte die Vorteile der künstlichen Intelligenz (KI) und der Algorithmen des maschinellen Lernens nutzen. Sie können beispielweise Krankenhausaufenthalte bereits vor einem Herzinfarkt oder Anfall vorhersagen. In einigen Fällen funktioniert dies bis zu einem Jahr im Voraus. Mit einer Genauigkeitsrate von 82 Prozent (in Englisch) hat das medizinische Personal jetzt genügend Zeit, um vorzeitig einzugreifen. So können Krankenhausaufenthalte und in einigen Fällen sogar der Tod verhindert werden. Fitness ist ein wichtiger Aspekt der Gesundheit. Wearable Technologies, beispielsweise wie FitBit, unterstützen uns dabei. Sie überwachen Schritte, Ruhepuls und Kalorienverbrauch und wir können damit gesünder leben. Von Schrittzählern über Armbandmonitore bis hin zu in Kleidung eingenähte Kameras: Diese tragbaren Geräte werden immer mehr zum Mainstream.

Aber die digitalen Technologien versprechen uns mehr, als nur Vorhersagen zu machen und unsere allgemeine Gesundheit zu überwachen. Einige Wissenschaftler glauben, dass Altern eine Krankheit ist, die geheilt werden kann. Manche glauben sogar, es ist ein (genetischer) Code, der gehackt werden kann, die Gesundheit verbessert und somit die Lebenserwartung verlängert.

Hier kommt die Biotechnologie ins Spiel, z.B. mit der Gentherapie. Damit können Immunzellen modifiziert werden, um Krankheiten (wie HIV, Alzheimer und Krebs) zu bekämpfen. Und Wissenschaftler versuchen, unsere genetische Konstitution zu manipulieren, um den Alterungsprozess zu verlangsamen oder gar zu stoppen.

Wenn sie erfolgreich sind und das Leben bis 150 die neue Norm wird, werden wir mit interessanten Fragen konfrontiert. Entscheiden wir uns, irgendwann auf natürliche Weise zu sterben? Oder nutzen wir Technologien (wie Kryotechnik und digitale Replikation), um unser Leben weiter zu verlängern? Wollen wir eine Version von uns selbst (ob real oder digital) für immer weiterleben lassen?

Die Auswirkungen einer Lebenserwartung von 150 Jahren werden weitreichend sein

Wir werden eine „Vergreisung“ der Arbeitnehmerschaft erleben. Wenn mehr Mitarbeiter ihre Karriere verlängern, werden die Aufstiegschancen für Nachwuchskräfte und der Einstieg in die Arbeitswelt für Berufsanfänger schwieriger sein.

Bildung ist mit einer längeren Lebenserwartung verbunden und wird in Zukunft eine noch größere Rolle in der beruflichen Laufbahn spielen. Bei einem Berufsleben, das 80 Jahre dauert und Dutzende von Karrieren umfasst, ist kontinuierliches Lernen und Umschulung erforderlich. Ansonsten droht Arbeitsverlust.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wird die Anzahl der über 65-Jährigen die der Kinder unter fünf Jahren übertreffen. Eine ältere Bevölkerung kann Politik verändern, um sich Vorteile zu sichern. Dies wiederum kann zu Steuererhöhungen führen, damit Senioren unterstützt werden können, die länger Pflege benötigen.

Versicherungsgesellschaften und Rentenversicherer werden mit höheren Auszahlungen konfrontiert sein. Mehr Rentner, die (länger) Leistungen beziehen, könnten die Sozialversicherungssysteme für nachfolgende Generationen austrocknen. Infolgedessen wurde bereits in Deutschland das Renteneintrittsalter nach hinten verschoben, um das System zu finanzieren.

Natürlich wird unser Streben nach Langlebigkeit vergeblich sein, wenn die Erde nicht in der Lage ist, uns zu ernähren. Wasserknappheit ist bereits eine globale Bedrohung. Und neben Überschwemmungen und Dürren wird der Klimawandel die Ernteerträge vermutlich drastisch reduzieren. Was passiert, wenn wir bei einer prognostizierten Weltbevölkerung von 9,7 Milliarden Menschen bis 2050 nicht die notwendigen Ressourcen für deren Überleben produzieren können?

150 Jahre alt zu werden, bedeutet für uns Neuland

Der offensichtlichste Vorteil, länger zu leben, ist mehr Zeit. Mehr Zeit, um mit geliebten Menschen zusammen zu sein, Hobbys auszuüben und unseren IQ zu erweitern.

Wir haben viele Fragen. Nur die Zeit wird uns die Antworten geben.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt.

Mark Barrenechea

Mark J. Barrenechea, Chief Executive Officer und Chief Technology Officer von OpenText, ist ein anerkannter und branchenerfahrener Vordenker im Bereich Informationstechnologien. Er hat das erklärte Ziel, Organisationen bei ihrer Transformation zum digitalen Unternehmen zu unterstützen.

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