Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) hat maßgeblichen Einfluss auf die Supply Chains von morgen. Künftig werden vernetzte Geräte (und nicht der Mensch) die Prozesse entlang der Lieferkette steuern. Just-in-Time-Produktion und Kanban-System laufen voll automatisiert ab. DHL testet eine solche digitale Supply Chain derzeit drei Standorten in Deutschland, Polen und den Niederlanden. Mit IoT-Technologie sollen Daten aus Sensoren, vernetzten Geräten und dem Bestandsverwaltungssystem eine Überwachung der Geschäftsprozesse in Echtzeit ermöglichen.
Der Logistikanbieter DHL zählt zweifelsohne zu den Vorreitern auf diesem Gebiet. Denn obwohl die Digitalisierung als Chance zur Effizienzsteigerung erkannt wird, fehlt es vielen Unternehmen an einer konkreten Strategie für die Umsetzung. So lautet zumindest das Ergebnis einer Studie der TU Wien. Rund 40 Prozent der befragten österreichischen Unternehmen nutzen demnach immer noch Excel für ihre Absatzplanung. In Deutschland bietet sich ein ähnliches Bild. Ein Grund dafür: Nach den Erkenntnissen einer Studie des Fraunhofer Instituts herrscht Unsicherheit hinsichtlich der Technologien, die die notwendige Qualitäts- und Effizienzsteigerung von Prozessen ermöglichen.
IoT, EIM und Supply Chain
In den letzten Jahren habe ich viel über den Einfluss des Internets der Dinge (IoT) auf die Abläufe in der Supply Chain berichtet. Erst kürzlich habe ich mich mit dem IoT im Kontext der digitalen Transformation beschäftigt. Der Begriff „IoT-Plattform“ ist unter IT-Leitern noch nicht weit verbreitet. Ein guter Grund, um einmal zu erläutern, wie die OpenText Enterprise Information Management (EIM) Lösungen eine auf dem IoT basierende Plattformstrategie unterstützen und fördern können.
Bevor wir in die Materie eintauchen, möchte ich Sie auf weiteren Lesestoff im Anschluss an diesen Beitrag hinweisen. Am 5. Juni 2017 verkündete OpenText die finale Einigung zur Übernahme von Covisint. Mit der Gründung durch Ford, GM und Chrysler im Jahr 2000 wurde ein Marktplatz speziell für die Automobilbranche geschaffen. In letzter Zeit führte Covisint mehr und mehr IoT-Funktionalitäten ein. Weitere Informationen zu dieser Übernahme finden Sie hier (Englisch).
Eine neue Art von Plattform
Seit 2011 gewinnen cloudbasierte Lösungen an Bedeutung. Seit dem gab es zahlreiche Bemühungen, cloudbasierte „Plattformen“ genau zu definieren. Manche Plattformen bieten cloudbasierte „Server“-Dienste, andere bieten Infrastructure as a Service (IaaS) oder Platform as a Service (PaaS).
Gartner prägte den Begriff „Integrations-Serverdienste“. Dieser erfasst die unterschiedlichen, derzeit über OpenText™ Business Network verfügbaren, B2B-Lösungen recht gut. Business Network ist die weltweit größte, cloudbasierte B2B-Integrationsplattform. OpenText bietet gegenwärtig mehrere verschiedene cloudbasierte Lösungen an. Erfahren Sie nachfolgend, wie eine ganz neu entstehende Cloud-Plattform (die IoT-Plattform) von OpenText EIM-Lösungen profitieren kann.
Das Internet der Dinge hat viele Namen
In diesem Artikel halte ich mich an den gesetzten Begriff IoT. Allerdings sind in den letzten vier Jahren etliche regionale Abwandlungen aufgetaucht. Der Markt hat also seine Schwierigkeiten damit, eine perfekte, von allen akzeptierte Bezeichnung zu finden:
- Internet der Dinge (IoT): Den heute am weitesten verbreiteten Begriff definierte Kevin Ashton ursprünglich im Jahr 1999 im Rahmen seiner Forschungen im AutoID Center.
- Allesnetz (Internet of Everything): Eingeführt 2013 von Cisco soll der Begriff die Prozessseite und die Menschen im IoT widerspiegeln.
- Industrielles Internet (Industrial Internet of Things): 2013 verkündet von GE und anderen nordamerikanischen Unternehmen. GE Digital wurde gegründet, um das intelligente industrielle Umfeld der Zukunft zu schaffen.
- Industrie 4.0: 2013 geprägt von deutschen Unternehmen wie Bosch und Siemens soll diese Bezeichnung die vierte industrielle Revolution und den Bedarf an einem prozessorientierteren IoT-Umfeld wiedergeben.
- Industrielle Wertschöpfungskette: Japanische Unternehmen führten den Begriff 2015 ein, weil sie eigene Standards für vernetzte Geräte bei allen Industrieanwendungen schaffen wollten.
- Internet Plus: Etabliert 2015 von chinesischen Firmen, die ebenfalls unbedingt ihr eigenes Verfahren zur Nutzung der Informationen aus vernetzten Geräten entwickeln wollten.
Es sieht ganz so aus, als müssten wir uns erst einmal auf eine einheitliche Bezeichnung für unseren eigentlichen Diskussionsgegenstand einigen. Und das, bevor wir standardisieren, wie Informationen von vernetzten Geräte gesammelt, übertragen und archiviert werden. Damit dieser Artikel nicht unnötig verwirrt, bleiben wir hier bei dem gängigen Begriff „IoT“.
Wachstumsbereich IoT
Soviel steht fest: Das IoT gehört aktuell zu den attraktivsten Investitionsbereichen. Es betrifft fast jeden Industriezweig. Beinahe täglich scheinen neue Anwendungsfälle für das IoT aufzutauchen. Die Analysten von IDC prognostizieren, dass im Jahr 2025 163 Zettabyte (163×1012 Gigabyte) an Daten verarbeitet werden. In welcher Form auch immer.
Wie viele vernetzte Geräte soll es in Zukunft geben? Schon heute laufen die Schätzungen auseinander. Bei Cisco geht man von 12,2 Milliarden vernetzter Geräte (Englisch) im Jahr 2020 aus. Gartner wiederum schätzte (bei einem gemeinsamen Webinar (Englisch) mit OpenText), dass es 2020 rund 21 Milliarden vernetzte Geräte geben wird. Sie könnten also wahrscheinlich genauso gut fragen, wie nass Wasser ist.
OpenText Studie zur digitalen Transformation
Vor kurzem führte OpenText gemeinsam mit IDC eine Studie zum Thema digitale Transformation durch. (Hier können die Studie hier herunterladen. (Englisch))
Wir wollten herausfinden, ob neue digitale Transformationsprojekte wie das IoT die Transformationsinitiativen entlang der Supply Chain in Schwung bringen.
Befragt wurden 254 Unternehmen in sieben Ländern und vier verschiedenen Branchen. Die Antworten zum IoT waren ausgesprochen interessant. Das können Sie der nachfolgenden Grafik entnehmen.
Frage: Wenn Sie speziell an das Internet der Dinge (IoT) und den Einsatz von Sensoren denken: von welcher Art von Prozessen (oder Anwendungsfällen) in der Supply Chain würde Ihr Unternehmen am meisten profitieren?
Vernetzte Geräte – aber womit?
Im diesem Artikel geht es zum einen darum, woran (in Bezug auf Plattformen) diese Milliarden von Geräten angebunden sind. Und zweitens, was mit den von den Geräten erzeugten Zettabytes an Daten geschieht. Wie können Enterprise-Systeme diese Informationen nutzen? Wie können sie zur Trenderkennung herangezogen werden? Und, noch wichtiger, wie können sie zur Rationalisierung von Prozessen in der Supply Chain beitragen? Für etliche Unternehmen ist die Investition in das IoT eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Richtig umgesetzt, bringt das IoT jedoch einen erheblichen ROI.
2013 nahm ich an der von Cisco veranstalteten Konferenz IoT World Forum teil. In den folgenden vier Jahren habe ich den IoT-Sektor sehr genau beobachtet. Die Diskussion wandte sich jedoch erst in den letzten zwölf Monaten der Implementierung von IoT-Plattformen zu. Wie können diese als effektive Middleware zwischen vernetzten Geräten und dem Geschäfts- oder Supply Chain-Prozess dienen, der verbessert oder optimiert wird?
Supply Chains für das Internet der Dinge freigeben
Anfang 2016 diskutierte ich ausführlich (Englisch) mit Gartner über Supply-Chain-Anwendungsfälle für das IoT. Wir besprachen, wie B2B Managed Services (Englisch) die Integrationsvoraussetzungen für eine IoT-fähige Supply Chain schaffen können. Bei Gartner verstand man, wie unsere EIM-Lösungen den Aufbau einer IoT-Plattform unterstützen können. Unsere Diskussion führte zu einem gemeinsamen Webinar im Oktober 2016. Es befasste sich mit den wichtigsten Trends im IoT-Sektor. Zudem stellten wir Technologien für eine ideale IoT-Plattform vor.
Wie von Gartner im Webinar erklärt, fußt eine IoT-Plattform auf fünf Eckpfeilern: Gerätemanagement, Informationsmanagement, Analytics, Integration und Sicherheit. Hier ist OpenText mit den verschiedenen Lösungen in unserem EIM Portfolio gut für den Support einer IoT-Plattform aufgestellt.
OpenText Lösungen stützen die Eckpfeiler einer IoT-Plattform
Wie andere Anbieter gezeigt haben, bieten sich für OpenText Kooperationen an. Zum Beispiel mit einem Telekommunikations-Provider zur Peripherieanbindung. Unsere Lösungen zur Web- und Anwendungsentwicklung decken den Kernbereich Gerätemanagement bereits teilweise ab. Sie ermöglichen den Fernzugriff und eine Remote-Konfiguration vernetzter Geräte.
Die Abbildung unten zeigt, welche Möglichkeiten die sechs Kernkomponenten des OpenText EIM Portfolios zur Unterstützung Ihrer Strategie für eine IoT-Plattform bieten.
Nutzung der IoT-Plattform in der Supply Chain
Damit eine IoT-Plattform die Geschäftsprozesse Ihrer Supply Chain unterstützen kann, müssen Sie sicherstellen, dass alle von Ihren Geschäftspartnern kommenden strukturierten und unstrukturierten digitalen Daten gespeichert werden. Der Datenspeicher lässt sich am besten als „Supply Chain Data Lake“ beschreiben.
OpenText Business Network verfügt bereits über einen cloudbasierten, in unserem Data Center gehosteten, Data Lake. Dieser speichert alle B2B-Transaktionen schon während der Übertragung in Ihrem Netzwerk. Damit sind Unternehmen in der Lage, die Transaktionen zu analysieren und Performance-Trends in der gesamten Supply Chain zu erkennen. Mehr Informationen dazu finden Sie auf unserer Website Trading Grid Analytics. Ich möchte Ihnen nun erklären, wie ein Data Lake entsteht, der verschiedene Arten von Daten aus der Supply Chain verarbeiten kann.
Der Supply Chain Data Lake
Die Grafik oben zeigt, wie so ein „Supply Chain Data Lake“ meiner Ansicht nach aussehen könnte. Sie demonstriert, welche Art von Daten, sowohl strukturiert als auch unstrukturiert, in diesen Data Lake fließen könnte. Und sie illustriert, auf welch unterschiedliche Arten unsere EIM-Lösungen diese Informationen im gesamten Unternehmen nutzen können, um IoT-fähige Supply-Chain-Prozesse zu steuern. Im Folgenden möchte ich etwas näher auf die einzelnen Bereiche dieser Grafik eingehen.
Schritt eins: Netzwerk aufbauen
Im ersten Schritt stellen Sie sicher, dass Sie von allen Geschäftspartnern entlang der gesamten Supply Chain elektronisch Daten empfangen können. Das umfasst die digitale Befähigung jedes Geschäftspartners, führt aber darüber hinaus. Jedes der vernetzten Geräte muss sich drahtlos mit der IoT-Plattform verbinden können. Vom LKW, der Endprodukte an Kunden liefert, bis zu den Paletten, auf denen sich die Ware befindet.
Damit wird die Transparenz der Supply Chain auf Makroebene erreicht. Sie entscheiden: Welche Supply-Chain-Assets müssen mit der IoT-Plattform verbunden werden? Welche Art von Informationen soll ein vernetztes Gerät liefern? Welche B2B-Transaktionen müssen zugänglich sein? Und was wollen Sie tatsächlich messen? Das bestimmt, welche Art von Analysen und Reports letztendlich möglich sind.
Schritt zwei: Data Lake füllen
Im nächsten Schritt lassen Sie die Daten nach und nach in Ihren Supply Chain Data Lake fließen. Zusätzlich zu B2B-Transaktions- und Sensordaten können Sie den Data Lake mit vielen anderen Arten von strukturierten und unstrukturierten Daten füllen. Zum Beispiel Social-Media-Daten und Websitedaten zur Serviceverfügbarkeit der wichtigsten Logistikdrittanbieter.
Oder die Bestandsdaten aller vernetzten Assets, die in den Warenfluss entlang der gesamten Supply Chain eingebunden sind. Zudem noch Multimedia-Daten, etwa Videos, die schadhafte Ware eines Lieferanten zeigen. Und vielleicht auch neue gesetzliche Informationen mit Auswirkungen auf das Compliance-Reporting einer Handelspartnergemeinschaft. Wenn alle diese Informationen in einen zentralisierten Supply Chain Data Lake fließen, können die verschiedenen Stakeholder im Unternehmen jederzeit angemessen reagieren.
Schritt drei: Data Lake mit EIM nutzen
Im dritten Schritt nutzen Sie die auf EIM basierenden Lösungen, um die im Supply Chain Data Lake enthaltenen Informationen zu bewerten und zu analysieren. Danach können Sie einen wie auch immer gearteten Prozess in der Supply Chain auslösen. Betrachten Sie diesen Teil der Grafik als Bohrinsel (EIM-Lösungen), die über einer wertvollen Ölquelle (Daten) schwimmt.
Das Öl wartet nur darauf, gefördert zu werden. Jede EIM-Lösung spielt hier ihre eigene Rolle bei der Verarbeitung der Informationen aus dem Supply Chain Data Lake. Setzen Sie Business Network ein, um die Daten in ein Backend-Softwaresystem wie ERP zu übertragen. Oder nutzen Sie Analytics, um Performance-Trends zu identifizieren, die ein Eingreifen erforderlich machen.
Schritt vier: Informationen zugänglich machen
Schließlich greifen die wichtigsten Stakeholder aus dem ganzen Unternehmen auf die IoT-Plattform zu, beispielsweise Nutzer aus Beschaffung, Produktion oder Logistik. Diese können die Informationen auf vielfältige Weise verwerten. Einige wichtige Anwendungsfälle betreffen jedoch die Supply Chain. Sie zeigen, wie eine voll integrierte IoT-Plattform mit weltweiter Zugriffsmöglichkeit Supply-Chain-Prozesse optimieren kann.
Im bereits erwähnten Webinar mit Gartner habe ich erklärt, wie eine auf EIM aufbauende IoT-Umgebung drei Prozesse rund um die Supply Chain unterstützt: umfassende Transparenz, automatische Lagerauffüllung und vorausschauende Wartung.
Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt.