Digitalisierung im Verlagswesen: Fünf Faktoren, die Veränderungsprozesse vorantreiben

Die Frankfurter Buchmesse im Oktober ist wie jedes Jahr ein Pflichttermin im Herbstkalender der Verlage. Auf der Messe präsentiert man sich einem Fach- und Konsumentenpublikum und stellt Neuerscheinungen und neue Konzepte vor. Auch die Messe selbst setzt auf eine neues Konzept: Mit der „

Von der Schriftrolle zum gedruckten Werk, vom Hardcover zum Taschenbuch, vom Flugblatt zur Boulevardzeitung und vom analogen zum digitalen Druck – die Verlagslandschaft war schon immer einem steten Wandel unterworfen.

Neu ist hingegen die enorme Geschwindigkeit der derzeitigen Veränderungen. Der Wandel betrifft nicht nur die Art zu Publizieren (die sich rapide ändert). Es handelt sich eher um eine umfassende Richtungsänderung durch die Kombination aus neuen Technologien und dem Wunsch, über verschiedenste Medien Informationen konsumieren zu können.

Die klassischen Printmedien schienen sich zuletzt zumindest in einigen Bereichen langsam zu erholen. Die Nachfrage nach digitalen Informationsquellen erlebt dagegen immer noch ein starkes Wachstum (obwohl sich dieses zu verlangsamen scheint). Zusätzliche Medien wie Audio oder Video werden immer beliebter.

Aus meiner Sicht gibt es fünf wesentliche Einflussfaktoren, die den Wandel der Verlagslandschaft vorantreiben:

  • Vervielfachung der Kanäle:

    Durch das Internet wurden aus einem Kanal, d.h. den Printmedien, viele verschiedene digitale und mobile Kanäle. Nachrichten und Informationsbereitstellung verwandeln sich damit vom klassischen Ein-Kanal-Publizierungsmodell zu einem Übertragungsmodell, das nach dem Prinzip von Fernsehsendern funktioniert. Die Folge: der Druck, differenzierte Inhalte für jeden Kanal bereitzustellen und gleichzeitig die Richtigkeit und Vollständigkeit der verbreiteten Information zu gewährleisten, nimmt zu.

  • Verbreitungsgeschwindigkeit:

    Bisher war es ausreichend, in einem regelmäßigen, vordefinierten Rhythmus zu veröffentlichen. Magazine erschienen vierteljährlich, monatlich oder wöchentlich, Zeitungen täglich oder mehrmals täglich (als Morgen-, Mittags- oder Abendausgabe). Heute aber erfährt ein großer Teil der Bevölkerung zuerst auf Social Media über berichtenswerte Ereignisse und erwartet sich Aktualisierungen über deren Verlauf in Echtzeit. Um hier wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Nachrichtenorganisationen selbst Inhalte über Social Media verbreiten und diese auf ihren eigenen Nachrichtenportalen und klassischen Kanälen mit geringerer Verbreitungsgeschwindigkeit durch Hintergründe und erweiterte Analysen ergänzen.

  • Veränderte Geschäftsmodelle:

    Traditionell finanzierten sich Zeitungen und Zeitschriften über die Einnahmen aus Werbeanzeigen – es wurde also der Platz neben den redaktionellen Inhalten verkauft. In diesem Szenario sind die Inhalte zweitrangig. Man sollte allerdings erwähnen, dass gute Inhalte die Auflage erhöhen und es dadurch dem Medium erlauben, höhere Preise für die Anzeigenplätze zu verlangen. In der digitalen Welt können zwar nach wie vor Werbeplätze verkauft werden, jedoch nur zu einem Bruchteil des Preises und weit weniger effektiv als in den Printmedien. Als Folge davon sind die Werbeeinnahmen deutlich gesunken und die Nachrichten- und Informationsanbieter auf der Suche nach neuen Einnahmequellen. Dies kann beispielsweise die Zugangsbeschränkung zu Inhalten via Paywall (Bezahlschranke, die Inhalte erst nach Entrichtung einer Gebühr oder Abschluss eines Abonnements anzeigt) oder Content-Syndication (Austausch oder die Mehrfachverwendung medialer Inhalte) sein. Bisher konnte sich aber noch kein Geschäftsmodell als neuer Standard etablieren.

  • Einfacher Zugang zu verschiedenen Medienarten:

    Früher wurden Nachrichten und Informationen in erster Linie über Printmedien verbreitet und konsumiert. Heute ist Print nur ein Weg unter vielen. In der Ära der digitalen mobilen Endgeräte hat der Großteil der Konsumenten permanenten und sofortigen Zugriff auf Inhalte als Text, im Audioformat oder als visuelle Darstellung (Bilder und Videos). Printmedien werden sicher nicht ganz verschwinden, aber sie werden mittlerweile durch das stetige Wachstum anderer Medienarten ergänzt.

  • Einfluss der Technologieunternehmen:

    Der Großteil des Umsatzes in der digitalen Werbung verteilt sich auf fünf Technologieunternehmen. Vier davon, nämlich Google, Yahoo, Facebook und Twitter, erzeugen selbst Nachrichteninhalte. Der Einfluss dieser Unternehmen geht weit über den finanziellen Aspekt hinaus. Je mehr Technologiefirmen Redakteure einstellen, desto mehr verändern sie die Art, wie Neuigkeiten entdeckt und verbreitet werden. Sie nutzen dafür eine Kombination aus stärker personalisierten Inhalten, Storytelling-Techniken und Trendthemen.

Um im Verlagswesen bestehen zu können, ist die digitale Transformation von enormer Bedeutung. Die angestrebte Digitalisierung darf aber nicht nur den Verbreitungsweg der Informationen betreffen. Vielmehr muss als neues Paradigma berücksichtigt werden, dass Content das Herzstück (Englisch) des Geschäftsmodells sein sollte.

Die Automatisierung des ursprünglichen Print-Prozess-Modells durch den Einsatz moderner Technologien reicht nicht mehr aus. Das Ziel muss sein, hochwertige Inhalte wirksam einzusetzen, um faszinierende und mitreißende Storys bereitzustellen, die zu jeder Zeit in jedem Kanal, von gedruckt über digital und mobile Endgeräte bis hin zu Social Media, zugänglich sind.

Dieser Text wurde aus dem Englischen übersetzt.

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